Laufen und Wahnsinn

12. Juni 2013

Natürlich, manchmal kann man nur den Kopf schütteln. Wahnsinn. Etwa als sich Haruki Murakami  in Griechenland spontan entschloss, die ursprüngliche Marathonstrecke abzulaufen, bevor er je an einem Marathon teilgenommen hatte. Eine totale Furzidee, ohne das entsprechende Training und bei der sommerlichen griechischen Hitze. Wenigstens lief er die Strecke umgekehrt, von Athen nach Marathon,  wegen  dem Stadtverkehr und der Luftverschmutzung sonst in Athen am Ende des Laufs. Zu Beginn trug in die Euphorie, bis es mit der Zeit zu einem qualvollen und nicht endend wollenden Lauf wurde. Der Japaner in seinen Laufshorts mit nacktem Oberkörper in sengender Hitze. Ein Spinner, dachte jeder, der ihn so sah.

Ich halte alle Ultramarathonläufer mehr oder weniger für Wahnsinnige. Als reichte der Marathon nicht aus. In der Sierra Nevada gibt es jährlich einen 1oo Meilenlauf (170 Kilometer) von Squaw Valley nach Auburn, über verschneite Gipfel und tief geschnittene Taler, in denen die Temperatur auf  weit über dreißig Grad Hitze steigt. Die letzten vierzig Meilen darf ein Helfer den dann oft schon angeschlagenen Läufer durch die Nacht auf schwierigen Pfaden begleiten. Zweimal habe ich das gemacht, 40 Meilen mit einem ziemlich inkohärenten Läufer, einmal brauchten wir zusammen zwölf Stunden, beim nächsten Mal dreizehn. Im Flackern der Taschenlampen, ohne stundenlang auf jemand zu treffen. Gesponnen war das schon,  aber dann morgens am Ziel im Stadium von Auburn, da überkommt einen ein Gefühl, das mit nichts zu vergleichen ist. Nach einer durchgerannten Nacht und seit Stunden brennt  wieder die Sonne. Dasselbe Gefühl, das Haruki damals auch total erschöpft in Marathon gehabt haben muss.

Davon ahnt man vorher nichts, das muss man erlebt haben. Als habe der Wahnsinn auch seine gute Seite.